„Offene Kirche Malkotsch“
Ein Vorhaben zur Bewahrung des Kulturerbes der Dobrudschadeutschen

Kirche etwa 1930 Kirche etwa 2013

Auszüge aus dem Erläuterungsbericht zum Antrag auf Projektförderung durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien betreffend die Kirche St. Georg in Malkotsch / Malcoci (Rumänien).

Kurze Zusammenfassung

Die Kirche Sankt Georg in Malkotsch (rumänisch Malcoci) wurde um 1870 erbaut und ist eines der wichtigsten baulichen Zeugnisse der Geschichte und der Kultur der deutschen Siedler in der Dobrudscha. Die Volksgruppe der Dobrudschadeutschen hatte sich im 18. Jahrhundert zunächst in Russland angesiedelt und war von dort aus ab 1840 südwärts in die Gegend südlich des Donaudeltas gezogen. In dieser Vielvölkerregion blieben die Dobrudschadeutschen etwa 100 Jahre, bis man sie im Jahre 1940 geschlossen ins Deutsche Reich umsiedelte. Nur wenige Deutschstämmige blieben oder kehrten nach Ende des Zweiten Weltkrieges in ihre Heimat zurück. Sie sind heute alt und können sich um das verfallende Erbe nicht mehr kümmern. Auch die beeindruckende Kirche von Malkotsch — sie steht unweit von Tulcea entlang des von zahlreichen Touristen befahrenen Weges in das Donaudelta — ist nicht mehr in Betrieb, seit das Dach eingestürzt ist.

Eine von mehreren Akteuren in Deutschland und Rumänien getragene Projektinitiative unter Leitung des Regensburger Architekten Sebastian Szaktilla sieht vor, das Bauwerk vor dem endgültigen Verlust zu bewahren und einer nachhaltigen Nutzung zuzuführen, in der kulturelle, historische, kirchliche und touristische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden. Gemeinsam mit weiteren Akteuren in Deutschland und Rumänien, die sich in einer „Arbeitsgruppe Malkotsch“ zusammengeschlossen haben, wurde ein nachhaltiges Nutzungskonzept entwickelt: unter dem griffigen Motto „Offene Kirche Malkotsch“ soll das Bauwerk nicht nur als Ort der Religionsausübung dienen, sondern auch als Ort der Erinnerung für die Dobrudschadeutschen, ferner als Touristenziel und Ort der Begegnung und des bürgerschaftlichen Engagements.

In enger Abstimmung mit der römisch-katholischen Kirchengemeinde Malkotsch — dieser obliegt die Bauherrschaft — wurden Bestandspläne und Fachexpertisen erstellt, eine Bauplanung angefertigt und die für die Durchführung einer Baumaßnahme erforderliche Baugenehmigung eingeholt. Die Eigentumsverhältnisse sind klar, sämtliche administrativen Voraussetzungen für die Durchführung einer Baumaßnahme sind erfüllt. Angesichts der geringen zur Verfügung stehenden Mittel aufseiten der Bauwerkseigentümer können derzeit nur Maßnahmen ergriffen werden, die den laufenden Verfall stoppen, die Stand- und Verkehrssicherheit wiederherstellen und einen ungefährdeten Besuch des Bauwerks ermöglichen.

Je nach finanzieller Möglichkeit soll in einer Anschlussmaßnahme das Dach wiederaufgebaut werden. Dies würde es ermöglichen, kulturelle und liturgische Veranstaltungen durchzuführen und eine Ausstellung über die Kultur und Geschichte der Dobrudschadeutschen einzurichten. Angestrebt wird eine Finanzierung durch den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, ergänzt durch Crowdfunding, Zuwendungen kirchlicher Institutionen sowie private Spenden.

Malkotsch und die Dobrudschadeutschen

Die Gemeinde Malkotsch (rum. Malcoci) wurde im Jahre 1842 von ursprünglich aus Schwaben, Elsass-Lothringen, der Pfalz und anderen südwestdeutschen Gebieten stammenden, deutschen Siedlern gegründet, die aus wirtschaftlichen Gründen im frühen 19. Jahrhundert ihre Heimat verlassen hatten. Etwa dreißig Jahre lang waren sie zunächst in Bessarabien und in der Nähe von Odessa ansässig, ehe sie von dort weiter zogen. Der Überlieferung nach waren dort Privilegien für die deutschen Siedler abgeschafft worden, so dass man in Richtung Süden - kurz hinter das Donaudelta - weiterzog. Die erste Ansiedlung deutscher Einwanderer in der Dobrudscha fand 1842 im türkischen Dorf Akpunar statt. Die erste eigenständige Kolonie war jedoch das wenige Kilometer östlich von Tulcea gelegene Malkotsch, das in den folgenden hundert Jahren von den Dobrudschadeutschen bestimmt war. Im Ort wurde bis 1940 zumeist deutsch gesprochen, wobei dies offiziell ab der Staatsgründung Rumäniens nach dem Ersten Weltkrieg unerwünscht war. Die katholischen Malkotscher waren fast ausnahmslos Bauern und Winzer – wie schon in ihren ursprünglichen südwestdeutschen bzw. elsässischen Gebieten.

Im Herbst 1940 besetzten bulgarische Truppen die Süd-Dobrudscha. Auf der Grundlage eines Umsiedlungsvertrags des Deutschen Reichs mit Rumänien erhielt die deutschstämmige Bevölkerung die Möglichkeit der Umsiedlung. Ihr schlossen sich ca. 14.000 Dobrudschadeutsche an, nur etwa 2% blieben zurück. Die im Zuge der Aktion Heim ins Reich Umgesiedelten wurden in unterfränkische Lager (viele in Aschaffenburg) untergebracht und 1942 in eroberten polnischen Gebieten angesiedelt, wo man ihnen die Güter der enteigneten polnischen Bevölkerung zuwies. Nach der Flucht am Kriegsende vor den herannahenden sowjetischen Truppen kehrten viele Malkotscher nach Unterfranken zurück. Die in Deutschland und anderen Ländern verteilten Malkotscher organisierten sich im „Verein der Dobrudschadeutschen e.V.“. Dieser ging 2009 im heute noch bestehenden Verein der Bessarabiendeutschen, dessen Sitz sich in Stuttgart befindet, auf.

Die heutige Gemeinde Malcoci hatte im Jahre 2002 etwa 1.000 Einwohner überwiegend rumänischer Nationalität und gehört verwaltungsgemäß zum Nachbarort Nufăru.

Das Bauwerk und seine Geschichte

Baubeschreibung

Die dem Heiligen Georg gewidmete Kirche zu Malkotsch wurde in einem romanische und gotische Stilelemente verwendenden historisierenden Stil errichtet und steht somit im Kontext mit anderen Kirchen, die von deutschen Siedlern in der Dobrudscha geschaffen wurden. Es handelt sich um eine allseitig verputzte Saalkirche mit westlich vorgestelltem Glockenturm. Der Chor mit halbkreisförmiger Apsis ist durch einen Triumphbogen vom Saal abgesetzt und hat beidseitig Funktionsräume. Der Saal ist holzgedeckt, große Vouten vermitteln zwischen den Längswänden und der an der Dachkonstruktion befestigten Flachdecke. Die Ausstattung entsprach dem Baustil der Kirche. Die Kirche steht weithin sichtbar an einem Abhang und bildet mit ihrem markanten Glockenturm bis heute die Mitte des Dorfes. Das Bauwerk folgt in seiner Ausrichtung nicht der früher üblichen West-Ost-Orientierung, sondern steht mit seiner Längsachse in Fallrichtung des Geländes.

Baugeschichte

Die Bau- und Nutzungsgeschichte der Kirche St. Georg lässt sich in mehrere, klar voneinander unterscheidbare Phasen gliedern, die nachfolgend kurz beschrieben und illustriert werden.

Phase 1: Bau & unfertiges Äußeres 1873 – 1901
Am Standort der heutigen Kirche wurde um 1844 zunächst eine Kapelle errichtet, um den gerade angesiedelten römisch-katholischen Deutschen einen festen Ort zur Ausübung ihres Glaubens zu bieten. Diese Kapelle erwies sich angesichts der lebhaften Entwicklung des neuen Orts nach einer Generation als zu klein, sodass auf Veranlassung des Pfarrers Theodor Dominici zwischen 1873 und 1881 eine neue Kirche - die heute noch stehende - erbaut wurde. Da die Mittel nicht ausreichten, wurde der Turm zunächst nur bis zur Höhe des ersten Turmgeschosses ausgeführt und erhielt auf dieser Höhe ein provisorisches Dach. Das Äußere der Kirche blieb unverputzt, geläutet wurde von einem hölzernen Glockenstuhl im Kirchhof.

Kirche etwa 1901 Grundriss etwa 1901 Grundriss etwa 1901

Kirche Malkotsch um 1901, Ansicht von Norden. Turm nur bis Firsthöhe Kirchensaal fertig gestellt, Kirche unverputzt. Im Kirchhof links das alte Pfarrhaus und der provisorische Glockenstuhl aus Holz.

Grundriss der Kirche (Norden = links unten)

Ansicht der Nordwestfassade. Der Turm ist nur bis zum Sims des Obergeschosses ausgeführt.

Phase 2: Fertig gestellte Kirche 1902 - 1916
Erst im Jahre 1902 war es den Malkotschern möglich ihre Kirche zu vollenden. Der Turm wurde bis zur endgültigen Höhe errichtet und erhielt ein steiles Pyramidendach mit Zwerchgiebeln. Die Fassaden wurden verputzt und an den Ecken sowie am chorseitigen Ende des Kirchendachs wurden auf Postamenten angebrachte Kreuze angeordnet. Im ersten Weltkrieg lag der Ort Malkotsch phasenweise unweit der Front, was zur Folge hatte dass Dorf und Kirche beschossen wurden. Berichte in der Literatur schildern, dass durch mehrfachen Granateinschlag erhebliche Schäden an und in der Kirche entstanden sind: „Die steinerne Kirche mit langem Schiff und hohem schlankem Turm, in etwas höherer Lage, ist in diesem Kriege durch Beschießung bös zugerichtet worden. Drei Treffer haben die Mauern und das Dach durchschlagen, und das Innere ist verwüstet. Ein Teil der der gewölbten Decke mit dem Leuchter ist abgestürzt, und die Altäre sind umgeworfen.“ (Paul Träger, Datum unbekannt). Andere Berichten zufolge wurde der Kirchturm „niedergelegt“, „die Pfarrkirche bis zur Unbrauchbarkeit zerschossen.“

Phase 3: Reparatur & Veränderungen an den Dächern, Nutzung & Bauunterhalt 1917-1940
Nach dem Ende des ersten Weltkriegs wurde die Kirche wieder instand gesetzt. Dabei ging man über die reine Reparatur entstandener Schäden in zweifacher Hinsicht weit hinaus:

  • Das gesamte Dachtragwerk über dem Kirchensaal (über dessen Konstruktion nichts bekannt ist) wurde vollständig erneuert und mit gleicher Firsthöhe, aber mit einer um ca. 80 cm höher angeordneter Traufe ausgeführt. Die Dachneigung wurde somit erheblich ´flacher´.
  • Der Turmhelm musste offenbar ebenfalls vollständig neu aufgebaut werden und erhielt statt des bisherigen Pyramidendachs mit Zwerchgiebeln einen achtseitigen Helm sowie an den Turmecken angeordnete Postamente mit Kreuzen.

Es ist nicht bekannt welche Kriterien zur Ausführung des flacheren Kirchendachs führten. Durch die höher angeordnete Traufe konnte die Decke des Kirchensaals angehoben werden. Es kann daher vermutet werden dass die Gemeinde den bis dahin möglicherweise als zu niedrig empfundenen Saal nach oben vergrößern wollte. Festzustellen ist allerdings, dass sich diese Umgestaltung nicht nur hinsichtlich der Architektur sondern auch im Hinblick auf die Bauwerksstatik ungünstig ausgewirkt hat:
wegen der höher gelegten Traufe mussten die Längswände des Saals erhöht werden, wodurch ein optisch ungünstiger Mauerstreifen oberhalb des romanischen Bogenfrieses entstand. Weil auch die Ortgänge erhöht werden mussten führte die veränderte Dachneigung dort zu auseinanderlaufenden Simsen. In baustatischer Hinsicht entstanden durch die Aufmauerungen erhebliche statische Zusatzlasten. Es ist nicht auszuschließen, dass die ursprünglich nicht vorgesehenen Lasten in Kombination mit einem möglicherweise mangelhaft abgezimmerten Nachkriegsdach zum 2007 eingetretenen Einsturz des Kirchendachs (s.u.) mit beigetragen haben.

Phase 4: extensive Nutzung & mangelnde Instandhaltung 1941 – ca. 2000
Nach dem plötzlichen und nahezu vollständigen Wegzug der deutschstämmigen Bevölkerung im Jahre 1940 verblieben nur wenige Angehörige der Kirchengemeinde im Ort. Das Gotteshaus wurde nach 1941 zwar genutzt, konnte aber von der klein gewordenen Gemeinde nicht mehr im bis dahin üblichen und erforderlichen Umfang instand gehalten werden. Es ist davon auszugehen dass, verursacht durch unterbleibenden Bauunterhalt, eintretende Schäden nicht mehr im erforderlichen Umfang behoben werden konnten und Regenwasser, welches durch Undichtigkeiten in der Dachdeckung in die Konstruktionen dringen konnte, immer umfangreichere Schäden entstehen ließ.

Dennoch wurden, sei es durch die mittlerweile in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Malkotscher und ihre Nachfahren, sei es durch örtliche und staatliche Stellen, in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts verschiedene Maßnahmen durchgeführt die die Absicht, das Bauwerk weiterhin zu nutzen erkennen ließen:

  • 1975: Stiftung einer neuen Kirchenglocke
  • Um 2005: Balken aus Stahlbeton wurden auf den Mauerkronen der Längswände eingebaut, möglicherweise in der Absicht die konstruktive Verbindung zwischen dem Kirchendach und den Wänden zu verbessern.

Plakette an der Glocke Abgestützter Betonbalken

 

Phase 5: Nutzungsaufgabe & Verfall 2000 — heute
Es ist nicht bekannt wann es der kleinen Kirchengemeinde unmöglich geworden war die Kirche für die regelmäßige Religionsausübung zu nutzen. Bilder aus dem Jahr 2007 zeigen eine zwar verwahrloste, aber weitgehend vollständig erhaltene Kirche.

Kirche 2007 Kirche 2007

 

Im März 2007 stürzte das Dach in der Folge starker Regenfälle ein. Es wurden Vermutungen laut, nach denen der Einsturz nicht trotz der kurz vorher erfolgten Reparatur, sondern gerade wegen ihrer mangelhaften Ausführung erfolgte.

Aus Sicht des Autors, nach Inaugenscheinnahme vor Ort und bei Heranziehung von Erfahrungen aus anderen Projekten kann vermutet werden dass der Einsturz als eine Folge aus mehreren, die Standsicherheit des Kirchendachs negativ beeinflussenden Faktoren zu betrachte ist:

  1. Unzureichende Instandhaltung führt zu immer größer werdenden Undichtigkeiten in der Dachdeckung und dadurch zu immer stärker werdenden Wassereinbrüchen in die Konstruktionen
  2. Eine von der ursprünglichen Bauweise abweichende, statisch ungünstige Dachkonstruktion (erhöhter Sparrenschub durch flachere Dachneigung) wird durch eintretendes Regenwasser an wichtigen Punkten geschädigt, die Sparrenfüße destabilisiert.
  3. Eine gut gemeinte, aber mangelhaft ausgeführte Reparaturmaßnahme (Stahlbetonbalken auf den Längswänden, die aber nicht als Ringanker ausgeführt wurden) sollen Probleme verhindern, schaffen jedoch neue (Sparrenfüße einbetoniert statt allseitig umlüftet).
  4. Durch eintretendes Regenwasser geschädigte Sparrenfüße verlieren die statisch wichtige Verbindung zu den Zugbalken, der Sparrenschub drückt den Stahlbetonbalken nach außen. Dieser fällt auf die Außenseite der Kirche, während das Dach ins Kircheninnere stürzt.

Derzeit ist die Kirche nicht mehr nutzbar. Der Turm ist aufgrund seines weitgehend erhaltenen Dachs der am besten erhaltene Teil. Die Längswände des Saals sind jedoch ungeschützt Frost, Schnee und Regen ausgesetzt. Risse im Mauerwerk deuten auf Bewegungen in Wänden und Fundamenten hin. Chor und Apsis stehen vollständig, doch ist das noch vorhandene Dach marode und droht herabzustürzen. Die Orgelempore ist nur noch zur Hälfte erhalten, die Aufgangstreppe verschwunden. Teile des Mobiliars sind im provisorischen Gottesdienstraum aufgestellt, der Kirchensaal selbst ist vollständig geplündert. Der Außenbereich ist verwildert, der Zugang von außen durch ungehindert sich ausbreitendes Gestrüpp erschwert.

Trotz der aufgetretenen Schäden ist die Primärstruktur des Bauwerks — Fundamente, Wände und der Turm — im Großen und Ganzen vollständig erhalten. Ein Erhalt des Bauwerks ist prinzipiell möglich.

Schlussfolgerungen

Die Kirche St. Georg in Malkotsch wurde zwischen 1882 und 1890 als Saalkirche in romanisch-gotischem Stil errichtet. Vermutlich aus Geldmangel wurde der markante Glockenturm erst im Jahre 1902 vollendet. Durch Kriegseinwirkung sind im Jahre 1916 Turm, Kirchendach und die Gewölbe über dem Chor erheblich beschädigt worden. Im Rahmen der Reparatur wurden auch Änderungen im Inneren und Äußeren vorgenommen: der Turm erhielt einen anderen Turmhelm, das Dach über dem Kirchensaal wurde mit erhöhter Traufe und steiler geneigt völlig neu errichtet, der Triumphbogen vereinfacht in Holz repariert. Nach dem Wegzug der meisten deutschstämmigen Bewohner führte fehlende Instandhaltung trotz vereinzelter Maßnahmen zum allmählichen Verfall, der sich seit dem Einsturz des Kirchendaches im Frühjahr 2007 rapide beschleunigt.

Die Kirche wird getroffen, 1916 Im Zusammenhang mit der Reparatur der Kriegsschäden erfuhr die Kirche nach 1916 umfangreiche bauliche Änderungen. Insbesondere durch die Erhöhung der Traufe des Kirchendachs änderte sich das Aussehen der Fassaden. Statisch gesehen entstanden dadurch erhebliche Mehrlasten auf den Längswänden des Kirchensaals. Bei einer Wiederherrichtung sollte darüber nachgedacht werden die Erhöhung der Traufe rückgängig zu machen und die alte Dachneigung wiederherzustellen.

Kugel-Einschlag 1916

Das Vorhaben zum Erhalt der Kirche

Entstehung der Projektinitiative

Der Verfasser dieses Erläuterungsberichts erhielt im Jahre 2013 von mehreren Quellen Kenntnis über die Malkotscher Kirche, unter anderem von einem aus Tulcea stammenden Senator des rumänischen Parlaments, der sich für den Einhalt des Bauwerks einsetzt. Recherchen und einem ersten Besuch vor Ort noch in selben Jahr folgten weitere Kontakte und Gespräche. Sie führten zum Entschluss, eine Initiative zur Rettung der Kirche zu begründen und somit einen Beitrag zum Erhalt des zunehmend aus dem Bewusstsein verschwindenden deutschen Kulturerbes im östlichen Rumänien zu leisten.

Beteiligte

In der Arbeitsgruppe Malkotsch, einem informellen Zusammenschluss von Akteuren und Förderern der Projektinitiative, haben sich nachstehende Personen in Deutschland und Rumänien zusammen-gefunden:

  • Günter Vossler, Ingo Isert, Vorstand des Bessarabiendeutschen Vereins, Stuttgart. Der Bessarabiendeutsche Verein ist die Interessenvertretung der Bessarabien- und Dobrudschadeutschen in der Bundesrepublik Deutschland. Gemeinsam mit den Mitgliedern unterstützt der Verein Projekte in den ehemaligen Siedlungsgebieten.
  • Dr. Susanne Kastner, MdB a.D., Vizepräsidentin des Dt. Bundestags a.D., Maroldsweisach. Frau Dr. Kastner unterhält seit langem intensive persönliche und politische Beziehungen zu Rumänien und hat sich bereit erklärt die Schirmherrschaft für das Vorhaben zu übernehmen.
  • Titus Möllenbeck, Nachkomme einer Malkotscherin und stellv. Direktor im Haus am Maiberg, der Akademie für politische und soziale Bildung des Bistums Mainz in Heppenheim
  • Marcel Lungeanu, Pfarrer der römisch-katholischen Kirchengemeinde Tulcea-Malcoci
  • Octavian Motoc, Senator MdRP, Tulcea. Herr Senator Motoc setzt sich – obwohl in keiner persönlichen Verbindung zu Malkotsch stehend - in seiner Eigenschaft als gewählter politischer Vertreter aus der Region im rumänischen Parlament und vor Ort intensiv für den Erhalt der Kirche ein und steht in enger Verbindung zu örtlichen Presse.
  • Mihai Petrişor, Verwalter der Stiftung Beatrix, Tulcea
  • Richard Wagner, Vorsitzender vom Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR), Regionalgruppe Tulcea
  • Sebastian Szaktilla, Architekt und Projektinitiator, Gründer der „Arbeitsgruppe Malkotsch“ (Details siehe im Abschnitt „Über den Autor“)

Bisherige Aktivitäten und ihre Resultate

  • Dezember 2013: in einem ersten Arbeitstreffen in Heppenheim hat sich die Arbeitsgruppe Malkotsch konstituiert. Durch Sebastian Szaktilla erfolgte eine Vorstellung der Projektidee und möglicher Kosten. Die Teilnehmer bekundeten ihr Interesse an einem Erhalt der Kirche und erklärten sich bereit als Förderer, Projektpartner oder als Antragsteller von Förderanträgen zur Verfügung zu stehen.
  • Februar 2014: in einem zweiten Arbeitstreffen in Stuttgart wurde das Konzept „Offene Kirche Malkotsch“ entwickelt und erste Schritte vereinbart.
  • September 2014: Besuch von Sebastian Szaktilla im Büro des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.
  • Juli 2014: drittes Treffen in Malkotsch bzw. Tulcea. Es umfasste neben einer Bauwerksbegehung auch eine Zusammenkunft aller rumänischen Akteure mit Vertretern der Gemeindeverwaltung und der Baubehörden. Über das Vorhaben sowie die Resultate der Treffen wurde im Rahmen einer durch Senator Motoc veranlassten Pressekonferenz sowie in einem langen Artikel in der Lokalpresse ausführlich berichtet.
  • November 2014: im Auftrag der Arbeitsgruppe hielten sich eine Architektin, ein Bauingenieur sowie ein technischer Experte aus Kronstadt (Brașov) in Malkotsch auf, um das Bauwerk aufzumessen und den Bauzustand zu untersuchen.
  • Februar 2015: Im Rahmen eines Seminars, das von der Akademie Mitteleuropa auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen zum Thema „Die Deutschen in der Dobrudscha“ veranstaltet wird, präsentiert Sebastian Szaktilla das Projekt erstmals einer größeren Öffentlichkeit in Deutschland; ca. 20 Personen erklären ihr Interesse an weiterer Information und ggf. Unterstützung. Zudem wird ein weiteres Seminar für Februar 2016 in Heppenheim sowie ein Camp für Ende August 2016 vor Ort in Malkotsch geplant. (Durch zeitliche Verschiebung bei der Antragstellung wurde dieses Camp nach 2017 verschoben)
  • Frühjahr 2016: Erhalt der Baugenehmigung seitens der Baubehörden in Tulcea/Nufaru
  • Juni 2016: Arbeitstreffen im Haus des Bessarabiendeutschen Vereins. Beschlussvorlage über die Absicht, einen Förderantrag bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien zu stellen, Erörterung der Details & weiteren Schritte.

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts ist der Sachstand wie folgt:

  • Die Eigentümerin des Bauwerks – die römisch-katholische Kirchengemeinde Tulcea-Malcoci – hat erklärt, das Bauwerk herzurichten und wieder als Gotteshaus zu nutzen. Sie ist bereit, als Bauherrin aufzutreten, verfügt jedoch nicht über die Mittel für eine Baumaßnahme.
  • Der Bessarabiendeutsche Verein Stuttgart, der auch die Interessen der Dobrudschadeutschen vertritt, steht als deutscher Projektpartner bereit. Als eingetragener Verein verfügt er neben den personellen Kapazitäten auch über die notwendigen administrativen und formal-juristischen Eigenschaften zur Beantragung & Verwendung von Spenden und Zuwendungen.
  • Frau Dr. Susanne Kastner setzt sich mit ihren aus ihrer Amtszeit im Deutschen Bundestag stammenden rumänischen Kontakten ein und hat die Schirmherrschaft übernommen.
  • Herr Titus Möllenbeck als ideeller Repräsentant ehemaliger Malkotscher hat eine Spende in Höhe von 5.000 € zur Deckung von Vorabkosten bereitgestellt und ist bereit, weitere Spenden nach Möglichkeit bei den noch lebenden Malkotschern und ggf. darüber hinaus (im Bistum Mainz) einzuwerben
  • Herr Heinz-Jürgen Oertel übernimmt die Information für Interessierte über die Website www.dobrudscha.eu und übernimmt die Spendenwerbung im Ostdeutschen Raum.
  • Senator Ocatvian Motoc unterstützt das Vorhaben auf politischer, administrativer und medialer Ebene
  • Sebastian Szaktilla leitet die Arbeitsgruppe Malkotsch, koordiniert die Tätigkeiten der einzelnen Akteure, betreut die Planung in fachlicher Sicht vor und bereitet Förderanträge vor.

Das Bauwerk der Kirche und ihre Nebengebäude sowie das Grundstück des Kirchhofs befinden sich vollständig im Besitz der Bauherrin. Nach Erstellen und Vorlegen der erforderlichen Bauplanung wurde seitens der örtlichen Behörden die Baugenehmigung erteilt. Diese ist bis Sommer 2018 gültig. Das Bauwerk befindet sich nicht auf der nationalen rumänischen Denkmalliste, so dass spezielle, aufwändige Genehmigungsverfahren entfallen. Mit der Arbeitsgruppe Malkotsch und den angeschlossenen Auftragnehmern steht ein motiviertes Team für die Realisierung dieses Länder und Sprachen übergreifenden Rettungsprojekts bereit.

Das Konzept „Offene Kirche Malkotsch“

Dem von den Akteuren der Arbeitsgruppe Malkotsch gemeinsam ausgearbeiteten Konzept liegen folgende wesentliche Feststellungen zugrunde:

  • Ein durch Träger deutscher Kultur errichtetes Bauwerk mit erheblichem architektonischen Wert droht unwiederbringlich verloren zu gehen
  • Die wechselhafte, kurze Geschichte der Dobrudschadeutschen kommt am Bauwerk der Kirche St.Georg auf einzigartige Weise zum Ausdruck
  • Es besteht innerhalb Rumäniens kein Ort an dem die interessierte Öffentlichkeit sich über die Geschichte und Kultur der Dobrudschadeutschen informieren kann
  • Die zwar zahlenmäßig stark dezimierte, aber noch bestehende Kirchengemeinde verfügt über keine angemessene Örtlichkeit zur Ausübung ihrer Aktivitäten
  • Der Ort Malkotsch mit seiner markanten Kirche liegt außerordentlich verkehrsgünstig auf dem Weg ins Donaudelta und ist von Tulcea, dem Tor ins Donaudelta nur wenige Kilometer entfernt.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen wurde beschlossen, den Verfall der Kirche zu stoppen und einer Nutzung zuzuführen. Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen soll die ursprüngliche Nutzung des Bauwerks als Ort römisch-katholischer Religionsausübung unter dem griffigen Motto „Offene Kirche“ thematisch-inhaltlich erweitert und definiert werden als…

Erinnerungsort
Die Malkotscher Kirche ist ein markantes Symbol für die Geschichte der Dobrudschadeutschen, die über einen Zeitraum von etwa 100 Jahren diesen Landstrich gemeinsam mit zahlreichen anderen Ethnien geprägt hat. Es existiert in Rumänien keine Einrichtung, in welcher man etwas über die Volksgruppe der Dobrudschadeutschen, ihre Kultur und Bauwerke, erfahren kann. Die Malkotscher Kirche soll ein Ort sein, der es ehemaligen Bewohnern und ihren Nachfahren ermöglicht, sich ihrer Herkunft und Geschichte zu erinnern. Treffen auch anderer Heimatortgemeinden können organisiert und Veranstaltungen durchgeführt werden, nicht nur für ehemalige Dobrudschadeutsche, sondern auch für Reisegruppen, Delegationen und andere Interessierten, die etwas über deutsche Geschichte in Südosteuropa im Allgemeinen und im Osten Rumäniens im Besonderen erfahren wollen.

touristisches Ziel
Ein großer Teil der Besucher des Donaudeltas, die mit dem Auto dorthin unterwegs sind, fahren durch Malkotsch und nehmen so die die Dorfmitte beherrschende Kirche wahr. Schon seit etlichen Jahren weisen große Schilder am Ortseingang mit der Aufschrift „Vizitati biserica germana“ („Besichtigen Sie die deutsche Kirche“) unübersehbar auf das Bauwerk hin, ohne dass die Kirche selbst in irgendeiner Weise „touristisch“ erschlossen ist. Es liegt nahe, den Kirchhof und die Außenbereiche so herzurichten, dass der Durchreisende sich zu einem Halt und zur Besichtigung der Kirche eingeladen fühlt. Mehr noch: die Kirche selbst sollte das Ziel des Besuchs sein! Dort könnte auch die Region bzw. das Weltnaturerbe Donaudelta, das ja zumeist den Grund für die Fahrt in und durch den Ort darstellt, thematisiert werden.

Schild am Ortseingang

 

Ort der Religionsausübung
Die Kirchengemeinde, die derzeit in einem provisorischen Raum neben der Kirche ihre heilige Messe feiert, soll langfristig ihren früheren Gottesdienstraum zurück erhalten. Inventar, welches vor dem Einsturz des Kirchendachs geborgen wurde und erhalten geblieben ist, wird wieder im Kirchenraum aufgestellt. Verlorenes Mobiliar wird, soweit erforderlich und sinnvoll, ergänzt.

 

Treffpunkt von Bürgern
Auch wenn die Gemeinde nur wenige Schritte von der Kirche entfernt über eigene Räumlichkeiten verfügt, wäre es ein großer Gewinn, wenn Kirchhof und Kirche selbst die Gelegenheit für bürgerschaftliche Aktivitäten böten, ethnien- und religionsübergreifend. Die Außenanlagen lassen sich mit geringem Aufwand zu einem kleinen Park umgestalten, der Kirchensaal hätte als Raum für Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen große Attraktivität.

Der Erhalt und die nachhaltige Nutzung des Bauwerks hat somit nicht nur zum Ziel das Andenken an die ehemals vorhandenen Träger deutscher Kultur zu würdigen sondern trägt auch der Tatsache Rechnung dass dem Bauwerk auch seitens der lokalen und regionalen rumänischen Stellen erhebliche Bedeutung beigemessen wird.

Begründung des Interesses am Erhalt des Bauwerks

Die Malkotscher Kirche spiegelt in Ort, Gestalt und Baugeschichte das Schicksal der Dobruschadeutschen, die Möglichkeiten und Grenzen der Malkotscher deutschen Gemeinde wie auch die Ereignisse und Wendungen zweier Weltkriege und ihre Auswirkungen auf das Auslandsdeutschtum im Osten Rumäniens in exemplarischer Weise wider.

Die Herrichtung der Kirche stellt nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung dieses Andenkens, sondern an eine für die gesamte Region bedeutende historische Periode dar. Die Neunutzung der Kirche gemäß des Konzepts der „Offenen Kirche“ schafft einen baulich-bildlichen Rahmen für die Veranschaulichung dobrudschadeutscher Kultur, sie ermöglicht deutsch-rumänische Begegnungen, sorgt für den nachhaltigen Erhalt eines Baudenkmals und steht als Geschichtssymbol wie als Treffpunkt von Bürgern im größeren Kontext von Völkerverständigung und Versöhnung. Ferner wird mit der Rettung der Kirche ein innovativer und beispielhafter Beitrag in dieser an bemerkenswerten Denkmalsanierungen armen Region geleistet.

In ihrer Kombination stellen die genannten Kriterien wesentliche Alleinstellungsmerkmale für Malkotsch dar. Am Erhalt des Bauwerks wie an seiner nachhaltigen Nutzung besteht daher ein erhebliches Interesse.

Projektrealisierung

Inhalt und Ziel des Vorhabens

Die Kirche Malkotsch wird in Bauherrschaft Ihrer Eigentümerin, der römisch-katholischen Kirchengemeinde, konstruktiv gesichert, hergerichtet und neu genutzt. Die Baumaßnahme wurde und wird von einem in Rumänien zugelassenen Architekten geplant und von den zuständigen Behörden auf kommunaler und Kreisebene genehmigt . Die Arbeitsgruppe Malkotsch unterstützt die Bauherrin bei der Erarbeitung von Planungen und Förderanträgen, betreut sie bei der Umsetzung des Bauvorhabens und berät sie nach erfolgter Sanierung bei der Umsetzung der Nutzungsziele. Der römisch-katholischen Kirchengemeinde als Eigentümerin des sanierten Bauwerks obliegt die künftige Instandhaltung und Pflege des Bauwerks und der Außenanlagen. Die Kirchengemeinde fungiert als Anlaufpunkt für Anfragen von Besuchern und Veranstaltungen und sichert den nachhaltigen Betrieb der Kirche.

Bauliche Umsetzung

Sicherung des Bauwerks vor weiterem Verfall
Die in diesem Erläuterungsbericht beschriebene Maßnahme sieht vor, den laufenden Verfall zu stoppen, indem die Wände und der Turm statisch-konstruktiv gesichert, fehlende Teile der Mauern ergänzt und die Dächer von Turm und Chor wiederhergestellt werden. Da laut vorliegenden statischen Expertisen sowie Baugrundgutachten der Baugrund wenig tragfähig ist, müssen gemäß geltender Bauvorschriften auch Verstärkungen zur Vermeidung von Erdbebenschäden eingebaut werden.

Die geplanten Baumaßnahmen im Einzelnen:

  • Abbau abgängiger Mauerwerkspartien
  • Beräumen der Kirche und des Außenbereichs, Entfernen und Abfahren von Schutt
  • Einbau von horizontalen und vertikalen Verstärkungen statisch relevanter Bauwerksteile
  • Herstellen ein Ringankers aus Stahlbeton in Höhe der Mauerkrone
  • Sicherung des Turmdachs

Auf einen Wiederaufbau des eingestürzten und abgängigen Dachs über dem Saal wird zunächst verzichtet.

Im Außenbereich wird mit minimalen Mitteln und weitgehend mittels freiwilliger Tätigkeiten das Grundstück gesäubert, der Zugang hergerichtet und ein Zaun um das Grundstück gebaut. Mit der statisch-konstruktiven Sicherung ist gewährleistet dass Besucher das Grundstück und die Kirche gefahrenfrei betreten und besichtigen können. Mit Hilfe einer Informationstafel soll im Eingangsbereich auf den historischen Kontext sowie auf das aktuelle Vorhaben hingewiesen werden.

Auf planerischer Seite wird die vorhandene genehmigte Planung um die erforderliche Detailplanung ergänzt und bereitgestellt. Der Bessarabiendeutsche Verein als deutscher Projektpartner und Antragsteller wird mit dem Büro SzaktillaArchitektur einen Werkvertrag für Leistungen der Projektkoordination schließen . Damit ist die reibungslose Abwicklung des Vorhabens in bautechnischer, administrativer und finanzieller über Sprach-, Länder- und Währungsgrenzen Hinsicht gewährleistet.

Wiederaufbau des abgängigen Kirchendachs
Sofern die statische Konsolidierung des Bauwerks erfolgreich abgeschlossen ist, sollen weitere Mittel akquiriert werden, um in einer weiteren Bauphase das abgängige Kirchendach in der Form vor 1916 neu zu errichten, einen Fußboden einzubauen und die Fenster und Türen zu reparieren bzw. zu erneuern. Eine Elektroinstallation stellt sicher dass nicht nur liturgische, sondern auch öffentliche kulturelle Veranstaltungen durchgeführt werden können.

Einrichtung einer Ausstellung zum Dobrudschadeutschtum
Langfristig ist an die Einrichtung einer Dauerausstellung zur Geschichte und Kultur der Dobrudschadeutschen im Allgemeinen und zur Malkotscher Gemeinde im Besonderen gedacht. Ferner kann aufgrund der günstigen geografischen Lage des Bauwerks, unmittelbar an einem Hauptzufahrtsweg in das Donaudelta, auch ein Informationspunkt zu diesem Thema realisiert werden.

Diese Lösung deutet den Slogan „Offene Kirche“ auf doppelte, innovative Art:

  • Zum einen steht die Kirche gemäß des in Abschnitt „Offene Kirche Malkotsch“ beschriebenen vielfältigen Nutzungen zur Verfügung und ist damit „offen“ gegenüber allen Konfessionen, Ethnien und sozialen Gruppen.
  • Zum anderen ist der Kirchensaal bis zur Realisierung von zu fördernden Folgemaßnahmen tatsächlich nach oben offen – ein durch die Wände, den Turm und den Chor eindeutig definierter Raum, in welchem Gottesdienste und andere Veranstaltungen im Schutz von Wänden, aber unter freiem Himmel durchgeführt werden können.

Projektfinanzierung

Die Bauherrin verfügt über keinerlei Eigenmittel für die Sanierung der Kirche und ist auf Fremdmittel angewiesen. Wegen des fehlenden Denkmalstatus, aufgrund der Konkurrenz zu einer rumänienweit großen Anzahl ähnlicher Problemfälle scheint eine Finanzierung durch den rumänischen Staat wenig aussichtsreich.

Aus diesem Grunde wird eine weitestgehend auf individuellen Initiativen basierende Finanzierung, ergänzt durch subsidiäre Zuwendungen der BKM angestrebt:

  1. Über die finanziellen Möglichkeiten der der örtlichen Gemeinde übergeordneten Instanzen der römisch-katholischen Kirche Rumäniens ist wenig bekannt. Bei Vorlage eines konkreten und behördlich genehmigten Sanierungsprojekts sollten jedoch Gelder seitens der Kirche zur Verfügung gestellt werden können, insbesondere wenn auf andere Förderungen verwiesen werden kann.
    Während eines Besuchs beim Erzbischof in Bukarest Anfang Oktober 2016 wurden vom Erzbistum Bukarest sofort 20.000 € auf das Projektkonto überwiesen. Das zeigt die große Bereitschaft zu helfen und großes Vertrauen in die erfolgreiche Durchführung des Projektes.
  2. Mittels gezielter Ansprachen bei Partnern in der deutschen und rumänischen Wirtschaft, ergänzt durch Crowdfunding-Maßnahmen ist ein Betrag in der Größenordnung um 20.000 € zu erreichen.
  3. Privatspenden aus der Gemeinschaft der Malkotscher lassen sich mittels entsprechender Aufrufe akquirieren. Allerdings ist der Personenkreis klein und lebt schon in der dritten Generation nicht mehr in Rumänien. Ein Betrag im Bereich von 5.000 Euro soll durch konkrete, teilweise personalisierte Spendenaufrufe vor allem im Kreise der ehemaligen Malkotscher und ihrer Nachkommen akquiriert werden.
  4. Der Kreis Tulcea als für die Region zuständige politische Instanz wurde und wird über die rumänischen Vertreter der Arbeitsgruppe Malkotsch eingehend über das Vorhaben informiert. Mit Vorlage der genehmigten Bauplanung und des Konzepts der ´Offenen Kirche´, welches sich unmittelbar auch an die durch die Kreisverwaltung vertreten Zivilgesellschaft richtet, wird ein Betrag von 10.000 € beantragt.
  5. Die politische Gemeinde Nufaru, zu der Malkotsch gehört, ist bereits früh in die Planungen einbezogen worden und wird in jeder Hinsicht vom realisierten Vorhaben profitieren. Mit der Erteilung der Baugenehmigung hat sie administrativ bereits zum Projekterfolg beigetragen. Der Bürgermeister der Gemeinde wird seitens der Arbeitsgruppe Malkotsch um die Bereitstellung eines Betrags von 5.000 € aus dem Haushalt 2017 ersucht.
  6. Bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien wird eine zweckgebundene Zuwendung/Projektförderung in Höhe von 50.000 € beantragt.

Über den Verfasser dieses Erläuterungsberichts

Der 1963 in Freiburg/Breisgau geborene Architekt Sebastian Szaktilla ist auf das Aufmaß, die Untersuchung und die Sanierung historischer Bauwerke spezialisiert. Nach dem Studium arbeitete er zu­nächst in einem renommierten Karlsruher Ingenieurbüro. Zuständig für die Untersuchung und die Analyse von Bauwerksschäden, befasste er sich mit zahlreichen Kirchenbauwerken, darunter auch der Dresdener Frauenkirche, dem Speyrer Dom oder der Geburtskirche in Bethlehem.
Der Wechsel in die Selbständigkeit führte ihn nach Siebenbürgen, wo er als Sanierungsberater bei einem deutsch-rumänischen Kooperationsprojekt tätig war. Im Anschluss errichtete Sebastian Szaktilla für den aus Siebenbürgen stammenden Peter Maffay ein Ferienheim für benachteiligte Kinder. Dort kam es auch zur Zusammenarbeit mit den Fördereinrichtungen Bundesbeauftragter für Kultur und Medien sowie Deutsche Bundesstiftung Umwelt.
Der jahrelange Kontakt nach Siebenbürgen brachte ferner den engen Kontakt zu den siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen, von denen drei unter seiner Regie mit EU-Geldern gesichert wurden. Das Interesse, das Sebastian Szaktilla, selbst römisch-katholisch, bedrohten Kirchen entgegenbringt setzt sich zusammen aus der Achtung vor dem Spirituellen, aus der Begeisterung für die Architektur und aus dem Wissen, wie man diesen Bauwerken helfen kann.